Good Governance vergessen
Was der Tages-Anzeiger am 4.Juli als "Nepotismus, Günstlingswirtschaft oder eben Filz" anprangerte, stellt sich im Schlussbericht der "Arbeitsgruppe ETH Zürich Foundation" als "ausser Acht gelassene Erfordernisse der good Governance" heraus. Vorsichtig ausgedrückt oder "Hans was Heiri"?
Immerhin wurde jedoch kein rechtswidriges Verhalten der personell eng verflochtenen Organe der Stiftung festgestellt. Mit bisher 100 Mio. Franken Zuwendungen werden die Bemühungen der Fundraising-Stiftung für die ETH sogar als erfolgreich bezeichnet. Sie wurde 2003 gegründet, wohl nach Vorbildern aus dem englischsprachigen Kulturraum. Aufwandszahlen zum Erfolg nennt das Pressecommuniqué des ETH-Rats vom 14.12. keine. Stein des Anstosses waren aber 400'000.- Franken, welche die interimisitische Geschäftsführerin Maya Lalive d'Epinay, 2004 für ihr Mandat erhalten haben soll. Gleichzeitig seien der Beratungsfirma ihres Ehemanns Aufträge für 238'000.- Franken erteilt worden.
Die Angelegenheit erinnert unangenehm an die Affäre um "Menschen gegen Minen" vom Jahr 2003. Auch hier stand leider ein Schweizer Fundraiser als "Doppelverdiener" im Zentrum der Kritik. Man könnte sich direkt für den Berufsstand schämen. Bei der ETH-Foundation will man sich jetzt aber bessern: Stiftungsrat und Geschäftsleitung seien zu trennen, und "im Interesse eines Neuanfangs" sollen die Mitglieder der Geschäftsleitung aus allen Funktionen der Stiftung ausscheiden. Schade, wenn es mit der Good Governance immer wieder nicht klappt. So schwierig ist sie jetzt auch wieder nicht und erfolgreiche Fundraiser oder eben Fundraiserinnen wachsen schliesslich nicht auf Bäumen!