21.04.2009 - Fundraising-Journal: Blog zu Fundraising-Themen

15 December
2005

Good Governance vergessen

Schlussbericht der Untersuchungskomission zur ETH-Foundation

Was der Tages-Anzeiger am 4.Juli als "Nepotismus, Günstlingswirtschaft oder eben Filz" anprangerte, stellt sich im Schlussbericht der "Arbeitsgruppe ETH Zürich Foundation" als "ausser Acht gelassene Erfordernisse der good Governance" heraus. Vorsichtig ausgedrückt oder "Hans was Heiri"?

Immerhin wurde jedoch kein rechtswidriges Verhalten der personell eng verflochtenen Organe der Stiftung festgestellt. Mit bisher 100 Mio. Franken Zuwendungen werden die Bemühungen der Fundraising-Stiftung für die ETH sogar als erfolgreich bezeichnet. Sie wurde 2003 gegründet, wohl nach Vorbildern aus dem englischsprachigen Kulturraum. Aufwandszahlen zum Erfolg nennt das Pressecommuniqué des ETH-Rats vom 14.12. keine. Stein des Anstosses waren aber 400'000.- Franken, welche die interimisitische Geschäftsführerin Maya Lalive d'Epinay, 2004 für ihr Mandat erhalten haben soll. Gleichzeitig seien der Beratungsfirma ihres Ehemanns Aufträge für 238'000.- Franken erteilt worden.

Die Angelegenheit erinnert unangenehm an die Affäre um "Menschen gegen Minen" vom Jahr 2003. Auch hier stand leider ein Schweizer Fundraiser als "Doppelverdiener" im Zentrum der Kritik. Man könnte sich direkt für den Berufsstand schämen. Bei der ETH-Foundation will man sich jetzt aber bessern: Stiftungsrat und Geschäftsleitung seien zu trennen, und "im Interesse eines Neuanfangs" sollen die Mitglieder der Geschäftsleitung aus allen Funktionen der Stiftung ausscheiden. Schade, wenn es mit der Good Governance immer wieder nicht klappt. So schwierig ist sie jetzt auch wieder nicht und erfolgreiche Fundraiser oder eben Fundraiserinnen wachsen schliesslich nicht auf Bäumen!


Posted by sgrosjean at 12:08 | Comments (2) | Trackbacks (0)
06 January
2006

Jetzt fetzt es doch noch

BaZ macht Druck wegen "Pro Facile" Geldern

Als die BaZ vorgestern Anita Fetz in Sachen Pro Facile Gelder zitierte: «Ich habe die [auf einem Sperrkonto] deponierten Spenden für die Deckung der Vefahrenskosten verwendet», habe ich gedacht:Aha, mal sehen, wie lange es dauert, bis auch andere Medien den Braten riechen. Gestern war dann aber nichts - ausser einem Nachhaker der BaZ mit Stellungnahmen verschiedener Politiker und Kommunikationsberater und einem Forum zur Frage, ob Frau Fetz richtig gehandelt habe ... Ich dachte schon, sie kommt mit einem blauen Auge davon. Die Beiträge von Blick und Tagi heute lassen aber nichts gutes ahnen. "Freispruch in eigener Sache - die Arroganz der Anita Fetz" so der Tagi. Und Blick titelt: "Behrings Spendengeld: Fetz verlor die Geduld".

Zusammenfassungen und Hintergründe der Affäre um die Stiftung Pro Facile fanden sich im Oktober 05 beim Tagesanzeiger und im Januar 05 auf nachrichten.ch.


Posted by sgrosjean at 11:24 | Comments (0) | Trackbacks (0)
06 February
2006

Nachspiel der Affäre Menschen gegen Minen

Basler Staatsanwaltschaft erhebt Anklage, zwei Verfahren eingestellt

Wie die Sonntagszeitung gestern meldete, erhebt die Basler Staatsanwaltschaft nun Anklage gegen Josef Lauber "wegen gewerbsmässigen Wuchers". Der Schweizer Ableger der Organisation "Menschen gegen Minen" und ihr damaliger Geschäftsführer Josef Lauber gerieten im Juli 2003 in die Schlagzeilen, weil die erfolgreich gesammelten Spenden zum grössten Teil ins Mitgliedermarketing flossen anstatt in die Projektarbeit. Die Basler Staatsanwaltschaft hatte in den letzten 2 Jahren u.a. wegen Betrug und Veruntreuung ermittelt. Bei zwei weiteren Verdächtigen wurden die Ermittlungen unterdessen eingestellt.

Rundschau, 2.7.2003: Bericht und Interview mit Lauber


Posted by sgrosjean at 10:58 | Comments (0) | Trackbacks (0)
27 February
2006

Zürcher Komitee von Human Rights Watch gegründet

Menschenrechte als Profilierungsplattform der Zürcher Hochfinanz?

Wir erleben wahrlich einen karitativen Gründungsboom. Das Wirtschaftswachstum macht Reiche generöser. Doch wieso sollten diese anonym eine Grossspende tätigen, wenn sie sich im besten Licht an kostspielige Wohltätigkeitsbälle präsentieren können?

Die Fundraiser von Human Rights Watch machen es uns vor:




Ein Blick in den Teller des Galadinners bei der Gründung des Zürcher Komitees von Human Rights Watch liess mir das Wasser im Munde zusammenlaufen: Während Menschen gefoltert werden, lassen wir Grosspender es uns gut ergehen. Da wird gleich mit der grossen Kelle angerührt: Viel Medienwirbel, Prominenz und Pomp für ein Grüppli von Grossverdienern, die im Sinn haben, auf privater Basis Spenden für den HRW zu sammeln.

Hört man es aus meinen Worten heraus? Jawohl, ich bekunde Mühe mit gewissen amerikanischen Fundraisingmethoden. Ich fände es an der Zeit, wieder mehr über die Opfer, statt über Wohltäter zu berichten.


Posted by chhosmann at 19:48 | Comments (0) | Trackbacks (0)
23 August
2006

Ihren Ausweis bitte, lieber kein Cash

Spendenbetrüger im Kanton Zürich

Man könnte es ja als Zeichen für die Grosszügigkeit der SchweizerInnen nehmen oder auch als Ausdruck der wirtschaftlichen Relevanz des Spendenwesens ... aber im Endeffekt ist es nur eine bodenlose Frechheit: Seit gestern wird davor gewarnt, dass im Kanton Zürich Spendenbetrüger ihr Unwesen treiben. Sie verkaufen Schoggi-Käfer - vorgeblich zugunsten des Roten Kreuzes. Dieses weiss von nichts und hat die Polizei informiert.

Da kommt halt leider die Schattenseite der Cash-Spenden zum Vorschein - obwohl PassantInnen sie mehr lieben, als etwa das leidige Lastschriftverfahren. Aber selbst wenn Organisationen ihren StrassenaktivistInnen Ausweise mitgeben, sind unsere SpenderInnen vor Spendenbetrug nicht gefeit. Auch Ausweise sind schon gefälscht worden.

Gute Information der Oeffentlichkeit über solche Aktionen  ist deshalb unerlässlich: Vorgängige Medienorientierung, Hinweis auf die Aktion im Internet und die Telefonnummer auf dem Ausweis für Rückfragen. Ist im Medienzeitalter ja nicht so eine Hexerei - nur schade, dass ich heute morgen auf der Internetsite des Roten Kreuzes Kanton Zürich (noch) keine Warnung gefunden habe.


Posted by sgrosjean at 09:03 | Comments (0) | Trackbacks (0)
06 September
2006

Wir raten davon ab, alles zu glauben

Bettelbriefe aus der Ukraine gehen wieder um

Angriff ist bekanntlich die beste Verteidigung - jedenfalls wird der Geschäftsleiter der umstrittenen Organisation "SOS Gerasjut" in der aktuellen Berner Zeitung mit dem Satz zitiert: "Wir raten davon ab, alles zu glauben, was die ZEWO sagt".

Diese sagt zum betreffenden Werk seit Jahren das gleiche: Es handle sich bei SOS Gerasjuta um eine Einzelfirma, und Sergej Gerasjuta verfüge über Einzelunterschrift - der Spendenfluss sei nicht nachvollziehbar, die Rechnungslegung der Organisation entspreche nicht den gängigen Standards. Auf der Warnliste der ZEWO figuriert Gerjasut jedenfalls an erster Stelle.

Der Ansicht, Gerasjuta sei keine gemeinnützige Organisation ist beispielsweise auch die Steuerverwaltung des Kantons Graubünden. In ihrer Liste abzugsfähiger Spenden wird die Organisation EXPLIZIT als nicht abzugsfähig aufgeführt. Online-Reports und Beobachter stossen ins gleiche Horn. Selbst Wikipedia enthält einen Artikel über das mutmasslich rabenschwarze Fundraising-Schaf.

Bleibt zu hoffen, dass möglichst viele grossherzige SpenderInnen Zeitung lesen, oder die Internetsite der ZEWO besuchen. Sie haben nämlich durchaus etwas attraktives, die von Hand adressierten, handschriftlich verfassten, persönlichen Briefe aus der Ukraine - denjenigen von Elena und Stanislaw, der mir im Juni zugestellt wurde, habe ich jedenfalls aufbewahrt. Nicht um zu spenden, aber auch nicht nur, weil man es so NICHT machen sollte ...


Posted by sgrosjean at 10:48 | Comments (0) | Trackbacks (0)
28 October
2006

Böses Ende

Verurteilung im Fall Menschen gegen Minen

via zisch - Im Fall des Skandals um Menschen gegen Minen im Zusammenhang mit dem Umgang mit Honoraren und Spendengeldern kam das Basler Strafgericht zu einem Entscheid. Der Verantwortliche wurde des Wuchers schuldig gesprochen und zu 16 Monaten Gefängnis bedingt verurteilt. Wie die sda-Meldung ausführt, bezeichnete das Gericht die Tatsache als "standeswidrig" dass das Entgelt des Angeklagten indirekt von den Spendeneinnahmen abhängig gewesen sei. Einzig zulässig sei eine Abgeltung nach Zeitaufwand. Dass die Spendenden nicht über die Re-Investition ihrer Zuwendungen in die Gewinnung weiterer SpenderInnen informiert wurden, erachtete das Gericht als zusätzlich belastend.

siehe auch Eintrag vom 6.2.


Posted by grosjean at 00:22 | Comments (0) | Trackbacks (0)
01 March
2008

Doch kein Wucher

Basler Appelationsgericht spricht Fundraiser vom Vorwurf des Wuchers frei


sda/baz. Das Basler Appellationsgericht hat am Freitag einen Unternehmensberater von der Anklage des Wuchers freigesprochen. Vom Strafgericht war der ehemalige Fundraiser noch im Oktober 2006 zu sechzehn Monaten Gefängnis bedingt verurteilt worden.

siehe auch Eintrag vom 22.10.2006


Posted by grosjean at 21:03 | Comments (0) | Trackbacks (0)
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