Selber spenden?! Quatsch, wir lassen spenden
Ganz objektiv bin ich nicht, ich geb's zu. Altväterliche (resp.
-mütterliche) moralische Entrüstung breitet sich in mir aus, wenn ich lese:
"Haben Sie sich schon einmal gewünscht, Unternehmen dazu zu bringen, für
hilfsbedürftige Kinder zu spenden – und für Sie kostenlos?" Wahrscheinlich
ist meine Vorstellung vom persönlichen Einsatz beim Spenden ein
Auslaufmodell ... im Grunde ist es ja elegant: Die Site lädt dazu ein,
Weihnachtsgeschenke nicht direkt sondern via affiliate-Programm
auf spenden-lassen.de
zu kaufen. Die so erzeugten Provisionen werden an Hilfswerke überwiesen.
Nicht schlecht - und auch nicht ganz neu ... aber bei Sätzen wie „ Das Tolle
an spenden-lassen.de ist, dass man keinen Cent zusätzlich auszugeben braucht
und trotzdem Kindern in Not helfen kann" beschleicht mich trotzdem ein
ungutes Gefühl.
Auch wenn Fundraiser gern von "Produkten" reden, das Schöne am Spenden ist
ja gerade, dass man nichts dafür kriegt - ausser einem wohligen Gefühl für
die eigene Grosszügigkeit. Die aber bleibt beim "spenden lassen" auf der
Strecke. Ich bin jedenfalls gespannt auf eine Zukunft, bei der wir unser
Zielpublikum darauf hinweisen, dass man "Secondhand Spenden" auf Amazon
weiterverkaufen kann, wenn man sie nicht mehr braucht. Bleibt einzig die
Frage: Gewinnen Spenden mit dem Alter an Wert oder werden sie billiger, weil
abgetragen?