21.04.2009 - Fundraising-Journal: Blog zu Fundraising-Themen
25 March
2006

Seelenlose Bettelbriefe

Warum die Adresse 80% des Erfolgs ausmacht - oder eben nicht

Für einen Workshop zum Thema "Spendenbriefe" habe ich neulich mal nachgerechnet was die folgende Direktmarketing-Daumenregel eigentlich bedeutet: "80% des Erfolgs sind die Adressen, 80% des Rests macht das Couvert" ... Das ergibt dann noch mickrige 4% die Angebot, Text und Gestaltung sich teilen! Ich habe für meine Grafik noch lieb Text und Bild gleichschwer eingesetzt, obwohl die Bilder wahrscheinlich erfolgreicher kommunizieren als das gedruckte Wort. Texterinnen und Grafiker könnten schon ein bisschen die Ohren hängen lassen angesichts dieser Verhältnisse! Man kommt in Versuchung, irgendwie mechanisch den Mailing-Plan durchzuackern und sich auf Fremdlisten-Tests zu konzentrieren. Und wirklich - manchen Aufrufen, die mir ins Haus flattern, sieht man es regelrecht an, dass ihr Ursprung nicht ein Bedürfnis ist, mit mir Kontakt aufzunehmen, sondern ein Budgetplan, in dem steht, dass meine Adresse zum Zeitpunkt x für ein Mailing eingesetzt werden soll.

Aber so kann es ja auch nicht sein - und wenn man sich die Daumenregel von Nahem betrachtet, ist auch klar warum: 80% des Erfolgs sind eben NICHT die Adressen pe se, sondern die Beziehungen, die dahinter stecken. Das Couvert an sich ist wurst, wichtiger ist die Erwartung, die es weckt. Und da sind Listenwahl und Marketing-Tricks möglicherweise nicht die Hauptfaktoren: Glaubwürdigkeit und Bekanntheit erhalten Auftrieb. Ob die Briefe der betreffenden Organiation mich bis anhin zu Tode gelangweilt oder im Gegenteil angeregt, erheitert, betroffen und bestürzt haben, spielt plötzlich wieder eine Rolle. Dass die Organisation mir ein klares Bild vom Problem und meiner Rolle bei der Lösung vemittelt, rückt wieder ins Zentrum. Ich sage jetzt nicht: "Werft alle Prioritätensetzung über Bord und konzentriert Euch auf den Text und die Layouts". Aber wer im Namen der 80/20-Regel seelenlose Bettelbriefe in der Gegend herumschickt, tut sich und den potentiellen SpenderInnen unrecht.

Nützliche Infos zu Mailings:
Mailings im Fundraising (Vögele Institut 2003, DE)
Über die Wahrnehmung von Bildern (HBI Worldcom 2003, DE)
Direct-Marketing-Prozess (PostMail, die Post, CH)


Posted by sgrosjean at 11:43 | Comments (0) | Trackbacks (0)
<< Die Bregenzer könnens - Blair eventuell nicht | Main | 100 000 Rosen - ohne mich >>
Share
Share on Facebook
Comments
There are no comments.
Trackbacks
Please send trackback to:http://www.fundraising-journal.org/99/tbping
There are no trackbacks.