Wie findet der geneigte Spender die Streikkasse?
Weitere Eskalation in Reconvillier im Berner Jura: Die Geschäftsleitung der
bestreikten Swissmetal lässt sogar den Mediator Rolf Bloch schnöde
abblitzen. Als Grund gibt Konzernchef Martin Hellweg an, Bloch habe nur
mit dem Verwaltungsrat von Swissmetal gesprochen, nicht aber mit der
Geschäftsleitung.
Der Mediator ist nicht irgendwer. Er baute er die Camille Bloch auf, ein
Schweizer Vorzeigeunternehmen, das mit Ragusa-Riegeln und anderen
Schoggiprodukten Erfolgsgeschichte schreibt. Und 1997 setzte ihn der
Bundesrat als Vorsitzenden des mit 300 Millionen Franken dotierten
Holocaust-Fonds ein. Bloch ist ein besonnener Mann, der sich ernsthaft um
eine Schlichtung bemüht. Ähnlich wie vor ihm schon SVP-Regierungsrätin
Elisabeth Zölch.
Swissmetal-Chef Hellweg ignoriert mit deutscher Schnoddrigkeit
Vermittlungsangebot um Vermittlungsangebot. Dieser Mann, so scheint es immer
mehr, setzt bewusst auf Eskalation. Purer Klassenkampf, der selbst die
Kunden von Swissmetal verblüfft - mittelständische Betriebe, deren Chefs
sich erstaunt die Augen reiben und verklausuliert Solidarität mit den
Streikenden bekunden. Da steht selbst die WOZ abseits, die Hellweg
kurioserweise noch vor wenigen Wochen Applaus
spendete.
Eine ideale Ausgangslage für die Gewerkschaften, scheint mir. Während an der
Zürcher Bahnhofstrasse die Grossbanken UBS und CS rekordhohe
Milliardengewinne melden, wütet im Berner Jura ein knallharter Jobkiller als
Totengräber der Sozialpartnerschaft. Zehntausend Menschen aus der Region
solidarisieren sich an einer Protestkundgebung mit den schlotternden
Metallarbeitern, die um ihren Job fürchten und gegen rücksichtslosen
Raubtierkapitalismus kämpfen. Kriegen sie Lohn? Wohl nicht. Werden sie aus
einer Streikkasse entschädigt? Keine Ahnung, vermutlich schon. Wie lange
reicht das Geld noch? Ist meine Unterstützung nötig? Null Information. Kein
Aufruf, der mich erreicht.
He, Gewerkschaften, was ist los? Schlaft ihr? Wollt ihr mein Geld nicht?
Aha, immerhin ist auf der Unia-Homepage
ein Postkonto angegeben. Ich schick mal 10 Franken. Für jeden Tag, an dem
weiter gestreikt wird. Tun das alle 400'000 Gewerkschaftsmitglieder der
Schweiz, so ist in einem Monat genug Geld beisammen, um die ganze Swissmetal
zu kaufen.