21.04.2009 - Fundraising-Journal: Blog zu Fundraising-Themen
15 February
2006

Wie findet der geneigte Spender die Streikkasse?

Eskalation im Streik in Reconvilier

Weitere Eskalation in Reconvillier im Berner Jura: Die Geschäftsleitung der bestreikten Swissmetal lässt sogar den Mediator Rolf Bloch schnöde abblitzen. Als Grund gibt Konzernchef Martin Hellweg an, Bloch habe nur mit dem Verwaltungsrat von Swissmetal gesprochen, nicht aber mit der Geschäftsleitung.

Der Mediator ist nicht irgendwer. Er baute er die Camille Bloch auf, ein Schweizer Vorzeigeunternehmen, das mit Ragusa-Riegeln und anderen Schoggiprodukten Erfolgsgeschichte schreibt. Und 1997 setzte ihn der Bundesrat als Vorsitzenden des mit 300 Millionen Franken dotierten Holocaust-Fonds ein. Bloch ist ein besonnener Mann, der sich ernsthaft um eine Schlichtung bemüht. Ähnlich wie vor ihm schon SVP-Regierungsrätin Elisabeth Zölch.

Swissmetal-Chef Hellweg ignoriert mit deutscher Schnoddrigkeit Vermittlungsangebot um Vermittlungsangebot. Dieser Mann, so scheint es immer mehr, setzt bewusst auf Eskalation. Purer Klassenkampf, der selbst die Kunden von Swissmetal verblüfft - mittelständische Betriebe, deren Chefs sich erstaunt die Augen reiben und verklausuliert Solidarität mit den Streikenden bekunden. Da steht selbst die WOZ abseits, die Hellweg kurioserweise noch vor wenigen Wochen Applaus spendete.

Eine ideale Ausgangslage für die Gewerkschaften, scheint mir. Während an der Zürcher Bahnhofstrasse die Grossbanken UBS und CS rekordhohe Milliardengewinne melden, wütet im Berner Jura ein knallharter Jobkiller als Totengräber der Sozialpartnerschaft. Zehntausend Menschen aus der Region solidarisieren sich an einer Protestkundgebung mit den schlotternden Metallarbeitern, die um ihren Job fürchten und gegen rücksichtslosen Raubtierkapitalismus kämpfen. Kriegen sie Lohn? Wohl nicht. Werden sie aus einer Streikkasse entschädigt? Keine Ahnung, vermutlich schon. Wie lange reicht das Geld noch? Ist meine Unterstützung nötig? Null Information. Kein Aufruf, der mich erreicht.

He, Gewerkschaften, was ist los? Schlaft ihr? Wollt ihr mein Geld nicht? Aha, immerhin ist auf der Unia-Homepage ein Postkonto angegeben. Ich schick mal 10 Franken. Für jeden Tag, an dem weiter gestreikt wird. Tun das alle 400'000 Gewerkschaftsmitglieder der Schweiz, so ist in einem Monat genug Geld beisammen, um die ganze Swissmetal zu kaufen.


Posted by thmueller at 14:39 | Comments (0) | Trackbacks (0)
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