21.04.2009 - Fundraising-Journal: Blog zu Fundraising-Themen
10 January
2006

Noch mehr Details zu Grüezi

Stadt Zürich bekommt ein Spendenparlament

Laut Berichten der Aargauer-Zeitung soll Zürich als erste Stadt der Schweiz ein Spendenparlament bekommen. Und wirklich - unter www.spendenparlement.ch findet sich ein Internetauftritt. Allerdings noch im Aufbau. So steht auf der Einstiegsseite unter dem Titel "Grüezi" und dem Untertitel "Beschreibung von Grüezi" noch etwas lakonisch "Noch mehr Details zu Grüezi" :-). Immerhin, die Idee ist schon ausgeführt : Nach dem Modell des 1996 gegründeten Spendenparlaments der Stadt Hamburg, sollen SpenderInnen des Parlements jeweils darüber abstimmen, welche Projekte mit ihrem Geld gefördert werden. "Das ZSP unterstützt soziale und kulturelle Projekte, die der Integration dienen", steht da. Als Schirmherren (!) werden Ex-Stappi Josef Estermann und KR Urs Lauffer aufgeführt.

Sorgen, die neue Spendensammel-Organisation könnte Spenden von bestehenden Werken abziehen, werden laut AZ vom Vorsitzenden des Hamburger Spendenparlaments, Dirk Bleese, zerstreut: Es habe sich gezeigt, dass viele Menschen gerade wegen der demokratischen Mitbestimmung überhaupt zu ersten Mal spenden würden.

Weitere Infos zum Thema Spendenparlament:
Wegweiser Bürgergesellschaft
Spendenparlament der Stadt Wien


Posted by sgrosjean at 10:14 | Comments (0) | Trackbacks (0)
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Comments
Re: Noch mehr Details zu Grüezi

jetzt isses schon weg - schade eigentlich, ich fand die verschiedenen Grüezi Sätzli hübscher

Posted by: Sibylle Grosjean at January 10,2006 22:54
Re: Noch mehr Details zu Grüezi

Die Idee des Spendenparlaments erscheint auf den ersten Blick verlockend und vielversprechend. Es gibt jedoch Argumente, der bevorstehenden Lancierung in Zürich skeptisch gegenüber zu stehen.

Unbeliebte Zweckbestimmungen geraten unter Druck.
Grundsätzlich ist es ja zu begrüssen, wenn zivilgesellschaftliches und gemeinnütziges Engagement entsteht. Es darf jedoch bezweifelt werden, ob die Form des Spendenparlaments geeignet ist, die zunehmenden sozialen Probleme in Zürich zu lösen. Insbesondere ist zu befürchten, dass durch den demokratischen Entscheidungsprozess nur noch mehrheitsfähige soziale Probleme Unterstützung finden. Unbeliebte Zweckbestimmungen geraten durch das Spendenparlament weiter unter Druck. Diese Entwicklung wird auch durch die von den Initianten in Aussicht gestellten klaren Förderkriterien kaum vermieden werden können.

Ausserdem wird das Spendenparlament als Argument ins Feld geführt werden, um die soziale Sicherung der öffentlichen Hand weiter abzubauen. „Bürgerinitiativen“ wie ein Spendenparlament sollen dort gefördert werden, wo staatliche Leistungen fehlen oder versagen. Davon kann in der Stadt Zürich nicht die Rede sein.

Verdrängung auf dem Spendenmarkt programmiert.
Es muss davon ausgegangen werden, dass der Spendenmarkt seit Jahren stagniert. Der Spendenkuchen wird durch die Lancierung eines Spendenparlaments nicht wachsen. Gemeinnützige Institutionen mit ähnlichen Zweckbestimmungen müssen fürchten, durch das Spendenparlament verdrängt zu werden und empfindliche Einbussen bei ihren Spendeneinnahmen in Kauf nehmen zu müssen.

Auch wird von den Initianten des Spendenparlaments der Anschein erweckt, dass die gespendeten Gelder ohne Abzüge für die Betroffenen eingesetzt werden. Dies ist gegenüber anderen sammelnden Institutionen unlauter, da auch ein Spendenparlament administrative Aufwendungen hat und die unterstützten Projekte nicht ohne eine gewisse Administration auskommen können.

Posted by: Stefan Stolle at January 12,2006 15:37
Re: Noch mehr Details zu Grüezi

Einverstanden, unbedingt.
Eine zugegebenermassen etwas pragmatische und reduzierte Betrachtung der Zahlen aus Hamburg lässt meines Erachtens immerhin einige Gelassenheit zu:
„In Hamburg förderte das Spendenparlament seit seiner Entstehung 1996 Projekte in der Höhe von gesamthaft rund 3.5 Mio Euro.“ (www.spendenparlament.de).
Etwas mehr als 5.2 Mio CHF in nicht ganz 9 Jahren macht wohl etwa 600'000.- p.a – 2004 waren es allerdings nur ca. 380'000.- („in den drei Arbeitssitzungen dieses Jahres…wurden insgesamt 45 Projekte mit 252'800 Euro gefördert“).
Hamburg hat laut Wikipedia 1.7 Mio Einwohner, der „Anteil“ von Zürich wäre also bei gleichen Verhältnissen etwa 20%. Ich finde das nicht wirklich substanziell, oder sehe ich das völlig falsch?

Posted by: Ruth Wagner at February 15,2006 14:00
Re: Noch mehr Details zu Grüezi

Mit der Gründung eines Spendenparlaments wird mir suggeriert, ich solle mein Geld lieber nicht mehr an bestehende Institutionen, die aber ihren Job bisher sehr gut gemacht haben, spenden.
Ich wünschte, Herr Estermann und Co. hätten meine Mailings gelesen... .

Posted by: Christian Hosmann at February 27,2006 19:23
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