21.04.2009 - Fundraising-Journal: Blog zu Fundraising-Themen
11 December
2005

6941

Kostenwahrheiten

Im soeben erschienen Buch zur Frauenwache "elles, jour et nuit ..." schreibt Diane Gilliard: "Die Frauenwache hat insgesamt nur 6'941.- Franken gekostet". Schön. Nicht teuer für eine neun Monate währende Mahnwache, welche rund 500 Frauen involvierte, die während jeweils 24 Stunden zu zweit in einem Wohnwagen in Bern hausten, um ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. Da der Finanzbedarf für ein Projekt Ausgangspunkt für die Mittelbeschaffung ist, interessiert mich die Frage, wie dieser Betrag zu stande kam. Ich weiss, dass allein für das Buch 120'000.- Franken von institutionellen GeberInnen beschafft wurden. Aber selbst wenn man das Buch als separates Projekt ansieht und davon ausgeht, dass die Frauenwache auch ohne dieses "Printerzeugnis" stattgefunden hat, so frage ich mich, wohin die Aufwände für Sekretariat, Pressearbeit und Internetauftritt verschwunden sind, welche ehrenamtlich geleistet wurden.

Ist es korrekt, den SpenderInnen den reinen Cash-Bedarf eines Projektes auszuweisen? Und wenn nicht, welche Berechnungsart für Freiwilligenarbeit soll zur Anwendung kommen? Für eine eingeschränkte Kostensicht spricht die Transparenz: Die flüssigen Mittel werden in der Buchhaltung ausgewiesen, so dass die Zahlen, welche im Fundraising verwendet werden, auch in der Jahresrechnung etc. nachvollziehbar sind. Dagegen spricht m.E. , dass wir damit eine Art "Preisdumping" betreiben, und die SpenderInnen über die tatsächlichen Kosten für die Verwirklichung eines gemeinnützigen Anliegens "hinwegtäuschen".


Im vorliegenden Fall spielt es keine Rolle mehr: Die 6'941.- Franken sind gespendet und ausgegeben, das Projekt abgeschlossen. Ein eigentlicher Spendenaufruf hat gar nie stattgefunden, nur einen Einzahlungsschein bestellen konnte man, im Internet. Mir als Ehrenamtlicher zeigt die Frauenwache, dass man auch grosse Projekte mit wenig Geld verwirklichen kann. Für mich als Fundraiserin ist sie ein Modell dafür, wie Mittelbeschaffung zuerst eine Frage der persönlichen Mission von Zeit- und GeldspenderInnen ist und erst in zweiter Linie eine Frage der eingesetzten Fundraising-Techniken.

Posted by sgrosjean at 15:26 | Comments (0) | Trackbacks (0)
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