6941
Im soeben erschienen Buch zur Frauenwache "elles, jour et nuit ..."
schreibt Diane Gilliard: "Die Frauenwache hat insgesamt nur 6'941.- Franken
gekostet". Schön. Nicht teuer für eine neun Monate währende Mahnwache,
welche rund 500 Frauen involvierte, die während jeweils 24 Stunden zu zweit
in einem Wohnwagen in Bern hausten, um ihren Anliegen Gehör zu verschaffen.
Da der Finanzbedarf für ein Projekt Ausgangspunkt für die Mittelbeschaffung
ist, interessiert mich die Frage, wie dieser Betrag zu stande kam. Ich
weiss, dass allein für das Buch 120'000.- Franken von institutionellen
GeberInnen beschafft wurden. Aber selbst wenn man das Buch als separates
Projekt ansieht und davon ausgeht, dass die Frauenwache auch ohne dieses
"Printerzeugnis" stattgefunden hat, so frage ich mich, wohin die Aufwände
für Sekretariat, Pressearbeit und Internetauftritt verschwunden sind, welche
ehrenamtlich geleistet wurden.
Ist es korrekt, den SpenderInnen den reinen Cash-Bedarf eines Projektes
auszuweisen? Und wenn nicht, welche Berechnungsart
für Freiwilligenarbeit soll zur Anwendung kommen? Für eine
eingeschränkte Kostensicht spricht die Transparenz: Die flüssigen Mittel
werden in der Buchhaltung ausgewiesen, so dass die Zahlen, welche im
Fundraising verwendet werden, auch in der Jahresrechnung etc.
nachvollziehbar sind. Dagegen spricht m.E. , dass wir damit eine Art
"Preisdumping" betreiben, und die SpenderInnen über die tatsächlichen Kosten
für die Verwirklichung eines gemeinnützigen Anliegens
"hinwegtäuschen".
Im vorliegenden Fall spielt es keine Rolle mehr: Die 6'941.- Franken sind gespendet und ausgegeben, das Projekt abgeschlossen. Ein eigentlicher Spendenaufruf hat gar nie stattgefunden, nur einen Einzahlungsschein bestellen konnte man, im Internet. Mir als Ehrenamtlicher zeigt die Frauenwache, dass man auch grosse Projekte mit wenig Geld verwirklichen kann. Für mich als Fundraiserin ist sie ein Modell dafür, wie Mittelbeschaffung zuerst eine Frage der persönlichen Mission von Zeit- und GeldspenderInnen ist und erst in zweiter Linie eine Frage der eingesetzten Fundraising-Techniken.