Spenden und Steuern
Die Stadt
Marktleuthen bittet um Spenden für ihre Feuerwehr - mit dem Geld sollen
"weitere wichtige Anschaffungen für die beiden Wehren getätigt, die sonst
kaum möglich seien" getätigt werden. In London kann man eine
Patenschaft für gewöhnliche Strassenbäume übernehmen. Hm. Ich hätte
jetzt gedacht, die Finanzierung dieser Institution sei eine typische Aufgabe
der Steuern. Das wirft die Frage auf, was eigentlich der Unterschied ist.
Eine Google-Suche nach "Spenden vs. Steuern" hilft mir da auch nicht weiter:
Eine lange Liste von Werken, erklärt, dass Spenden an gemeinnützige
Organisationen steuerlich absetzbar sind (s.a. ZEWO). Das weiss ich
schon, aber warum eigentlich?
Natürlich meint jeder, den Unterschied zu kennen: Spenden sind freiwillig,
was man von Steuern nicht unbedingt behaupten kann. Bei Spenden kann ich
(fast direkt) wählen, wofür mein Geld eingesetzt wird. Beim Steuernzahlen
muss ich mich hingegen durch demokratische Prozesse quälen, wenn ich
Einfluss auf den "Spendenzweck" nehmen will.
Die Abzugsfähigkeit hingegen, spricht eine andere Sprache. Sie weist
daraufhin, dass es sich irgendwie um dasselbe handelt. Noch deutlicher sind
die Modelle wie "5 Promille" in Italien, wo fünf Promille der Steuern direkt
auf der Steuererklärung einem gemeinnützigen Werk (ONLUS) gutgeschrieben
werden können.
Sind Fundraiser also eine Art verkappter Steuerkommissäre?
Ich würde mich gegen diesen Berufswandel eher wehren. Trotzdem schleckts
keine Geiss weg: Spenden und Steuernzahlen lösen im Hirn vergleichbare
Effekte aus, wie in einer Wissenschaftssendung des
ORF über die Studie
"Neural Responses to Taxation and Voluntary Giving Reveal Motives for
Charitable Donations" dargelegt wird.